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Wo Ausländer die deutsche Sprache lernen


Dammer Bürgerstiftung bietet bereits seit dem 13. April 2015 Kurse an/Unterricht soll auch die Integration fördern

Erfahrene Lehrkraft: Ella Kirchner (2. von links) gab früher schon Deutsch-Sprachkurse für Aussiedler, die nach Damme kamen. Nun unterrichtet sie Ukrainerinnen und Ukrainer, die wegen des Krieges ihre Heimat verlassen haben. Fotos: Lammert


Younes Al Rifai lebt seit 9 Monaten in Damme. Der 30-Jährige stammt aus dem Libanon, ist gelernter Koch und möchte in Deutschland möglichst schnell in seinem Beruf arbeiten. Dazu muss er allerdings, auch das ist eine wichtige Voraussetzung, die Landessprache sprechen. Deswegen nimmt der Libanese nicht nur am Sprachkurs A1 in Lohne teil, sondern nutzt daneben auch ein Angebot der Bürgerstiftung Damme, um Deutsch zu lernen. Seit 3 Monaten hat er im „Haus der Caritas“ beziehungsweise im St.-Viktor-Pfarrheim Unterricht bei Dr. Bernd Schlebbe.


Der Gynäkologe im Ruhestand gehört zu den bis zu 16 ehrenamtlich tätigen Lehrkräften, die derzeit rund 50 Flüchtlinge, Asylbewerber und ausländische Bürger unterrichten und so über die Vermittlung von Deutschkenntnissen auch deren Integration fördern. Die Sprachkurse hatte Anton C. Kröger im Jahr 2015 im Zuge der Flüchtlingswelle initiiert, der sie auch heute noch zusammen mit seiner Frau Lisa Müller-Kröger organisiert und leitet. Am 13. April 2015 starteten die ersten Kurse. Zeitweise fiel der Sprachunterricht allerdings wegen der Corona-Pandemie aus. Vor Corona fanden die Kurse montags und mittwochs statt, derzeit nur mittwochs, jeweils von 9 bis 11 Uhr. Und das ohne die früher übliche Unterrichtspause, weil das so von den meisten Teilnehmern gewünscht ist. Vor Corona war das anders. Da gab es diese Pause, in der die Teilnehmer gemeinsam Kaffee tranken.


Frauen brachten dazu Spezialitäten aus ihrer Heimat mit. Lehrkraft Elaine Görtsches, die selbst aus San Francisco in Kalifornien stammt, hat diesen Begegnungen mit zwanglosen Gesprächen viel Gutes abgewonnen: „Sie halfen beim gegenseitigen Kennenlernen.“ „Wir unterrichten derzeit rund 25 Personen aus der Ukraine und weitere ebenfalls rund 25 Personen, die vor allem aus Syrien, dem Irak, Libanon, aus Rumänien, Bulgarien, der Türkei, Kolumbien und Algerien stammen“, sagt Anton C. Kröger. Die ersten Ukrainer begrüßten die Lehrkräfte am 4. Mai 2022. Seit 2015 haben die Ehrenamtlichen rund 6500 Unterrichtsstunden gegeben und dabei etwa 500 Sprachschüler gezählt. Gerne würde die Bürgerstiftung auch wieder montags Sprachkurse anbieten, dafür fehlen aber derzeit die Lehrkräfte. „Eine ganz besondere Unterstützung erhalten wir von der Stadt Damme durch Scherin Silli, die sehr gut Deutsch, Arabisch und Farsi spricht und im Hintergrund organisiert, informiert, Coronatests durchführt und viele weitere Aufgaben übernimmt“, sagt Anton C. Kröger.


Zudem unterstützten die Pfarrgemeinde St. Viktor und die Caritas die Bürgerstiftung, indem sie 2 Räume im „Haus der Caritas“ und 7 Räume im Pfarrheim für die Sprachkurse kostenlos zur Verfügung stellen. Beim Unterricht stehen die Lehrkräfte vor ganz unterschiedlichen Herausforderungen. So müssen sie für manche Schüler, die entweder gar nicht oder nur sehr schlecht Lesen und Schreiben können, Alphabetkurse anbieten, bei denen die Teilnehmer zunächst die einzelnen Buchstaben lernen müssen. Ganz andere Voraussetzungen bringen die Ukrainer und Ukrainerinnen mit, die in ihrer Heimat in den Schulen auch Englisch und vielfach zudem Russisch gelernt haben. Da kann sich Ella Kirchner, die selber aus Kasachstan kommt, früher in Damme bereits Aussiedler unterrichtete und nun zusammen mit 2 weiteren Lehrkräften die Sprachkurse für die aus dem von Russland überfallenen Land geflüchteten Menschen erteilt, gut auch in dem Fall verständigen, wenn es auf Deutsch nicht mehr geht. Während der Unterricht für die Ukrainer in Gruppen mit 8 bis 10 Teilnehmern stattfindet, zählen die anderen Gruppen nur 5 bis 8 Personen. „Wir haben festgestellt, dass es besser ist, wenn die Gruppen kleiner sind“, sagt dazu Lisa Müller-Kröger.


Zu denen, die vom Unterricht in einer kleinen Gruppe profitieren, gehört die 26 Jahre alte Mouna Janoudi. Die Syrerin reiste vor 7 Jahren nach Deutschland ein. Seit 6 Jahren wartet die dreifache Mutter darauf, an einem Integrations- und Sprachkurs A1 teilnehmen zu können. Bislang, sagt sie, sei das wegen ihrer Kinder nicht möglich gewesen, weil sie keine Betreuung für die Kleinen während der Unterrichtszeiten in Lohne findet. In dieser Hinsicht ist die noch junge Mutter in Damme besser aufgehoben. Denn die Bürgerstiftung hat parallel zu den Sprachkursen eine Kinderbetreuung organisiert, für die Inge Berens-Gövert und Hibe Tarabi verantwortlich zeichnen.


Es sind solche zusätzlichen Angebote, die gerade den Müttern einen zusätzlichen Anreiz bieten, einen der Sprachkurse des Bildungswerks zu besuchen. Einen anderen Grund benennt Georg Bröring: „Wenn die Menschen gerne zum Unterricht kommen, liegt das im Wesentlichen am guten Miteinander.“ Das heißt aber nicht, dass die Lehrkräfte die Schülerinnen und Schüler nicht auch in die Pflicht nehmen. „Wir machen ihnen deutlich, dass sie uns willkommen sind, aber auch, dass während des Unterrichts Regeln gelten. Wir Lehrkräfte legen Wert auf Pünktlichkeit und die möglichst regelmäßige Teilnahme“, erklärt Lisa Müller-Kröger.


Mit freundlicher Genehmigung der Oldenburgischen Volkszeitung vom 20. Oktober 2022







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