Bürgerstiftung baut auf ehrenamtliche Helfer
Der neue Vorsitzende Gerd Muhle und sein Vorgänger Hans-Georg Knappik äußern sich zur Zukunft der Organisation
Optimistisch: Gerd Muhle (links) und sein Vorgänger als Vorsitzender, Hans-Georg Knappik, blicken optimistisch in die Zukunft der Dammer Bürgerstiftung. Sie wissen aber auch um die großen Herausforderungen. Foto: Lammert
Bei der jüngsten Sitzung des Vorstandes und des Stiftungsrates der Dammer Bürgerstiftung gab es den Stabwechsel. Hans-Georg Knappik, seit 10 Jahren Vorstandsmitglied, zuletzt 2 Jahre Vorsitzender, gab das Amt auf und schied auch aus dem Vorstand. Sein Nachfolger ist Gerd Muhle, der bislang weder dem Vorstand noch dem Stiftungsrat angehört hat. Es gibt aber eine gewisse Parallele zur politischen Arbeit der beiden. Denn 2007 war Gerd Muhle schon einmal Hans-Georg Knappik nachgefolgt, damals im Amt des Dammer Bürgermeisters.
Wie sich die Bürgerstiftung in den nächsten 10 Jahren aufstellen will, wo sie neue Akzente setzen will, dazu befragte diese Zeitung Hans-Georg Knappik und Gerd Muhle. Die Dammer Bürgerstiftung besteht seit 10 Jahren. Bei der jüngsten gemeinsamen Sitzung des Vorstandes und Stiftungsrates hieß es, die Stiftung sei in der Mitte Dammes angekommen. Was lässt Sie zu dieser optimistischen Einschätzung kommen? Knappik: Die Dammer Bürgerstiftung ist 2012 mit dem Ziel gegründet worden, sich in allen Bereichen des gesellschaftlichen Lebens in unserer Stadt zu engagieren, zunächst mit der finanziellen Unterstützung von Vereinen und Gruppen, die allein in 2022 bisher 37.000 Euro ausgemacht haben. Von Anfang an wollten wir aber auch eigene Projekte der Bürgerstiftung entwickeln, dabei möglichst viele engagierte Menschen unserer Stadt für eine Mitarbeit gewinnen, weil gerade das Mitmachen für eine Bürgerstiftung so wertvoll ist. Diese Projekte werden heute von unseren vielen Ehrenamtlichen getragen, die Erfahrung, Zeit und Wissen einbringen. Nennen Sie bitte Beispiele für bürgerschaftliches Engagement. Muhle: Ich verweise auf die Lesepaten an den Grundschulen, auf das Projekt „Was kostet mein Leben?“ und das Gesundheits- und Präventionsprojekt, die beide in der Haupt- und in der Realschule ihren Platz gefunden haben, und bei den Sprachkursen für Migranten. Und auch das jährliche Stiftungskonzert, das nur mit Hilfe vieler Ehrenamtlicher und unterstützender Unternehmen möglich ist, bietet immer wieder die Gelegenheit, Menschen zusammenzubringen – ein weiteres erklärtes Ziel der Arbeit unserer Stiftung.
Nach 10 Jahren hat sich, ein ganz natürlicher Prozess, manches im Leben und in der Aktivität der Bürgerstiftung eingeschliffen. Wollen Sie ausschließlich an den bisherigen Angeboten festhalten oder planen Sie Aktionen, die vollkommen neu sind? Muhle: An den bisherigen Angeboten wollen wir auf jeden Fall festhalten, da sie sich alle bewährt haben und der Bedarf, insbesondere auch was die eigenen Projekte angeht, nach wie vor vorhanden ist. Natürlich werden wir im Vorstand auch darüber nachdenken, ob wir etwas verändern oder verbessern sollten. Daher werden wir mit dem Stiftungsrat und den vielen Ehrenamtlichen das Gespräch suchen, um gemeinsam zu überlegen, wie wir den Zielen der Dammer Bürgerstiftung auch weiterhin gerecht werden können. Neue Aktionen und Projekte wird es daher über kurz oder lang sicherlich auch geben. Herr Knappik, Sie haben sich nach 10 Jahren Vorstandsarbeit, davon 2 als Vorsitzender der Stiftung, zurückgezogen. Warum sind Sie nicht zumindest Vorstandsmitglied geblieben? Knappik: Eine gute Vorstandsarbeit zeichnet sich dadurch aus, dass der Vorstand erfahrene, engagierte und gut vernetzte Mitglieder hat. Sie zeichnet sich weiter dadurch aus, dass personelle Wechsel, die immer mit neuen Ideen und Perspektiven verbunden sind, von den Gremien gut vorbereitet und einvernehmlich getragen werden.
Als meinen Nachfolger haben wir einen Kandidaten gefunden, der bestens vernetzt ist und neue Impulse geben wird. Deshalb bin ich überzeugt, dass der neue Vorsitzende mit dem gesamten Vorstand und dem Stiftungsrat die Arbeit im Sinne der vielen Stifter und Unterstützer nicht nur fortsetzen, sondern auch weiterentwickeln wird. Herr Muhle, nach Franz Grimme und Hans-Georg Knappik sind Sie der 3. Vorsitzende der Bürgerstiftung. Was qualifiziert Sie für diese Aufgabe? Muhle: Als ehemaliger Bürgermeister der Stadt Damme und jetzt stellvertretender Landrat bin ich nicht nur bestens vernetzt, sondern habe auch als Bürgermeister schon bewiesen, dass ich Menschen führen und auch repräsentieren kann. Ich denke, das sind gute Voraussetzungen dafür, die Nachfolge von Franz Grimme und Hans-Georg Knappik anzutreten. Ich habe auf jeden Fall Lust dazu und freue mich auf die neue Aufgabe. Die Verantwortlichen der Bürgerstiftung werden gewiss nicht nur in einem Zeitraum von 10 Jahren denken, sondern darüber hinaus blicken müssen. Wie muss sich die Bürgerstiftung aufstellen, damit sie in 15 Jahren ihr silbernes Jubiläum feiern kann?
Muhle: Ziel der Dammer Bürgerstiftung ist die Förderung von Anliegen, die im besonderen Interesse der Bürgerinnen und Bürger liegen und zum Wohl des Gemeinwesen der Stadt Damme und ihrer Region beitragen. Dabei ist die Stiftung auf die breite Unterstützung der Bürgerinnen und Bürger durch persönliches und finanzielles Engagement angewiesen. Daher müssen wir erreichen, dass auch in Zukunft Bürger und Unternehmen in der Stadt Damme Mitverantwortung für die Gestaltung des Gemeinwesens übernehmen. Wenn uns das weiterhin gelingt, dann bin ich mit sicher, dass die Bürgerstiftung auch ihr silbernes Jubiläum gebührend feiern wird. Wer sich den Kreis der verdienstvollen ehrenamtlichen Helfer anschaut, erkennt, dass es überwiegend Frauen und Männer in einem etwas höheren Alter sind. Wie wollen Sie es schaffen, dass sich zukünftig auch jüngere Bürger in der Stiftung engagieren und die Stiftung so vielleicht deutlich mehr auch in deren Kreisen verankert wird? Muhle: Sie sprechen ein Thema an, was auch aus meiner Sicht eine der größten Herausforderungen in naher Zukunft sein wird. Wir müssen gezielt jüngere Bürgerinnen und Bürger ansprechen, um sie für ein Engagement in der Dammer Bürgerstiftung zu gewinnen.
Auch sollten sich der Stiftungsrat und Vorstand überlegen, wie sie auch jüngere Mitglieder für die Stiftungsorgane gewinnen beziehungsweise in ihnen einbinden. Knappik: In diese Richtung zielt ja auch ein Projekt, das in den letzten Monaten angeschoben worden ist. Ein Projekt, das von der neuen Projektgruppe „Wir für Kinder“ initiiert worden ist, in dem junge Menschen ihre Stadt Damme im Rahmen eines Filmprojekts vorstellen werden. Davon wird im Laufe des Jahres zu hören sein.
Herr Knappik, wie schätzen Sie denn tatsächlich die Bereitschaft von möglichst vielen Dammer Bürgern ein, sich in der Bürgerstiftung zu engagieren? Knappik: In vielen Bereichen unserer Gesellschaft lässt das ehrenamtliche Engagement nach. In Damme stellen wir allerdings doch immer wieder fest, dass die Bereitschaft, sich zu engagieren, überaus groß ist. Ein gutes Beispiel dafür, was mit diesem großen Engagement zu erreichen ist, war das Bürgerfest der Dammer Bürgerstiftung im vergangenen Mai. Es war eine erfolgreiche Veranstaltung, die nur gemeinsam mit dem ganz großen Engagement der beteiligten Vereine und Gruppen möglich war. Es war eine gelungene Werbung nach innen und nach außen für unsere Stadt und die Dammer Bürgerstiftung.
Mit freundlicher Genehmigung der Oldenburgischen Volkszeitung vom 27. September 2022