Das Leben kann ganz schön teuer sein


Mit freundlicher Genehmigung der Oldenburgischen Volkszeitung, Artikel vom 29. Mai 2016

Neun gestandene Bürger geben ihr Wissen weiter. Und die meisten Schüler hören sehr gut zu.

Eigentlich ist es eine Binsenweisheit, aber für den ein oder anderen Jugendlichen eine ganz wichtige neue Erkenntnis: Die Ausgaben sollten die Einnahmen nicht übersteigen. Sonst droht eine Ver- und im schlimmsten Fall eine Überschuldung. Das möglichst zu vermeiden ist das Ziel des Präventionsprojektes „Was kostet mein Leben?“ der Dammer Bürgerstiftung.

Die Stiftung möchte nach Angaben des Vorstandsmitgliedes Hans-Georg Knappik die Finanzkompetenz junger Menschen auf dem aufbauend erweitern, was ihnen das Elternhaus und die Schule bereits vermittelt haben. In jeweils zwei Doppelstunden in den Jahrgängen neun und zehn der Hauptschule, der Realschule und der Marienschule sprechen pro Schuljahr je zwei Vertreter der Bürgerstiftung mit den Schülern zum Beispiel über verschiedene Kosten, etwa die eines Autos, eines Handys oder der ersten Wohnung, aber auch über die Themen Versicherungen sowie unbezahlte Rechnungen und deren Folgen. Die insgesamt neun Bürgerinnen und Bürger – die meisten von ihnen sind aus dem Berufsleben ausgeschieden – erreichen pro Schuljahr bis zu 300 Jugendliche an den drei Schulen. Bislang haben sie im Verlauf von rund 150 Unterrichtsstunden mit den Schülern über den richtigen Umgang mit Geld gesprochen. Die Dozenten seien dabei flexibel, sagte Fritz Bork, der von Beginn an dabei ist. Sie könnten auf die Wünsche der Jugendlichen eingehen. Werner Etzler berichtete, auf Grund der Erfahrungen aus der Anfangszeit des Projektes würden die Schüler nun mehr in Gestaltung der Stunden einbezogen und den Stoff zunächst in Gruppen, danach dann gemeinsam erarbeiten. Auch die Referenten lernen im Zuge von „Was kostet mein Leben?“ ständig dazu. Denn sie bereiten sich akribisch auf die Doppelstunden vor und informieren sich über die einzelnen Themenfelder, um stets auf dem aktuellen Stand zu bleiben. Eines, so Johannes Wübker, sei das Projekt allerdings nicht: eine Schuldnerberatung.

Seit 2013 gibt es das Projekt. Gestern bekamen die Dozenten der Bürgerstiftung quasi am Ende eines Schuljahres gute Noten von Hauptschülern. Kevin Klobuzinski etwa lobte die Arbeit und fand es im übrigen „heftig, wie wenig nach allen Abzügen vom Gehalt übrig bleibt“. Sandra Lübbehusen erklärte klipp und klar, vor allem das Thema Versicherungen sei für die Zehntklässler wichtig. Denn viele von ihnen würden in absehbarer Zeit damit konfrontiert, weil sie eine Ausbildung beginnen. Und Jana Göckler hat gelernt, dass eine eigene Wohnung für sie als Auszubildende schlicht zu teuer wäre. Hauptschullehrerin Ruth Kohorst unterstrich, wie wichtig das Angebot der Bürgerstiftung sei. Für viele Jugendliche täten sich so ganz neue Welten auf. Allerdings arbeite die Schule mit anderen Partnern zusammen, um das Ausgabeverhalten zu vermitteln, hieß es. So hätten zum Beispiel Vertreter der Schuldnerberatung der Diakonie Vorträge gehalten wie Mitarbeiter der Volksbank Dammer Berge.

Foto: Lammert