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Ein Stück Wald im Haus Am Ohlkenberg


Klaus Potthoff entwickelt ein wohl einzigartiges Konzept/Bürgerstiftung Damme unterstützt Vorhaben

Aus einer verrückten Idee wurde Wirklichkeit. Als Teilnehmerin des Waldbadens war Viktoria Themann schnell von dessen Wirkung überzeugt. Die Leiterin des begleitenden Sozialdienstes im Haus Am Ohlkenberg wollte den Bewohnerinnen und Bewohnern des Seniorenheims ein ähnliches Gefühl bereiten. Aus Spaß sagte sie zum Kursleiter Klaus Potthoff, dass man den Wald eigentlich ins Seniorenheim holen müsste.


Gesagt, getan. Potthoff, Inhaber der Wald-, Umwelt- und Nachhaltigkeitsschule („Wunsch“) Dammer Berge, ging die Idee nicht mehr aus dem Kopf. „Wenn der Mensch nicht in den Wald kommt, dann kommt der Wald eben ins Haus", meint Potthoff. Der zertifizierte Kursleiter im Waldbaden entwickelte das „Indoor-Waldbaden“, ein laut Potthoff einzigartiges Konzept. Seit Anfang des Jahres besucht der ehemalige Lehrer einmal im Monat das Haus Am Ohlkenberg und möchte so den Seniorinnen und Senioren den Wald näher bringen. Möglich gemacht hat dies die Bürgerstiftung Damme, die das Projekt in diesem Jahr mit insgesamt 1200 Euro unterstützt hat. samt 1200 Euro unterstützt hat.


Doch was ist überhaupt Waldbaden und vor allem Indoor-Waldbaden? Waldbaden ist der gezielte Aufenthalt von Menschen im Wald zur Verbesserung der Gesundheit oder des Wohlbefindens. Die Idee entstand in den 1980er Jahren in Japan als Projekt einer Landwirtschafts- und Forstbehörde. Deren Leiter Tomohide Akiyama rief eine Waldschutzkampagne ins Leben, durch die Menschen eigentlich nur dazu animiert werden sollten, häufiger den Wald zu besuchen. Japanische Forscher hatten aber bereits zuvor festgestellt, dass Naturerfahrungen offenbar positive Effekte etwa auf den Blutdruck, die Herzfrequenz und das Immunsystem haben sowie Stresssymptome lindern. Daher wurde im Zuge der Marketing-Kampagne der Forstbehörde die Therapieform des Waldbadens entwickelt, die in Japan als „Shinrin Yoku“ bezeichnet wird und sogar als medizinische Behandlungsform anerkannt ist.


Vielen Menschen, die in Alters- und Pflegeeinrichtungen leben, fehlt allerdings eben dieser Zugang zur Natur und zum Wald. „Wir haben so schöne Wälder in Damme, schade, dass man da nicht mehr hingehen kann“, sagte etwa eine Teilnehmerin des Indoor-Waldbadens. Umso erfreuter war sie, dass zumindest ein Stück Wald nun regelmäßig in das Haus Am Ohlkenberg kommt.


Potthoff erzeugt die Illusion einer Waldlandschaft mit dem Einsatz von jahreszeitlichen Naturmaterialien wie etwa Waldboden, Laub, Zweigen, Blättern und Bäumen, ausgewählten Dekorationsmaterialien und einer grünfarbigen Beleuchtung mit Strahlern. Zudem wird mittels Audiodateien eine waldtypische Geräuschkulisse mit beispielsweise Vogelgezwitscher erweckt. Die Luft wird mit bioaktiven Substanzen und ätherischen Ölen angereichert.


In der Waldluft sind besondere Düfte, die dem menschlichen Organismus guttun, sagt Potthoff. Doch nicht nur der Geruchssinn wird bei dem rund einstündigen „Indoor-Waldbaden“ angeregt. Alle Sinne spielen eine große Rolle. So ertasten die Senioren Nadelzweige der Kiefer, „pflücken“ zusammen Narzissen, unter ihren Füßen befindet sich ein Kissen, welches den weichen Moosboden darstellen soll und zum Schluss aktiviert Potthoff auch noch den Geschmackssinn. Er verteilt kleine Cracker mit Kräuterquark und Scharbockskraut.

Es soll auch bald in den echten Wald gehen

Teil des „Indoor-Waldbadens“ sind auch Bewegungs- und Atemübungen, die ihren Ursprung beim Qigong, einer chinesischen Meditations-, Konzentrations- und Bewegungsform, haben. „Es ist eine kleine Reise durch unseren ganzen Körper“, sagt Potthoff. Und die etwa 20 Teilnehmer im Haus Am Ohlkenberg wirken voll mit. „Sie lassen sich komplett darauf ein, machen die Augen zu, machen bei den Bewegungsübungen mit. Wir hatten sogar schon Bewohner, die so entspannt waren, dass sie eingeschlafen sind“, lacht Themann.


Jeder Bewohner nimmt auf eine andere Art und Weise etwas mit, ist sie überzeugt. „Ich habe tatsächlich das Gefühl, dass die am Tag sehr entspannt sind“, so Themann. Sie wirken nach dem monatlichen Indoor-Waldbaden, das am Donnerstag nun zum dritten Mal stattfand, immer sehr zufrieden, meint die Leiterin des begleitenden Sozialdienstes. Viele würden auch ihren Angehörigen im Anschluss vom Waldbaden erzählen. Teilweise werden auch längst vergessene Erinnerungen geweckt, ergänzt Potthoff, der sich sehr darüber freut, wenn Bewohner etwa den Duft von Holunder wiedererkennen.


„Wir unterstützen das gerne. Es ist ein einzigartiges Projekt“, meint auch Helmut Wolf von der Bürgerstiftung. Es trägt viele Früchte, die Menschen sind danach so zufrieden, ist Wolf überzeugt. Das Indoor-Waldbaden ist zunächst für 12 Monate (einmal im Monat) finanziert. „Wir können uns sehr gut vorstellen, dass wir das länger unterstützen“, so Wolf. Worte, die seine Tochter Viktoria Themann und Klaus Potthoff wohl zu gerne hören. Das nächste Vorhaben der beiden steht bereits fest. „Wir planen auch, einmal tatsächlich mit den Bewohnern in den Wald zu fahren“, sagt Themann. Dann wird aus „Indoor-Waldbaden“ schnell „Outdoor-Waldbaden“.


Artikel vom 14.03.2025 - mit freundlicher Genehmigung der Oldenburgischen Volkszeitung

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